Weihnachts­ausstellung

Infeld Haus der Kultur Halbturn
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Es ist seit 19 Jahren Tradition im Infeld Haus der Kultur in Halbturn, vor Weihnachten zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler zu präsentieren. Heuer werden Werke von 

Otto Rapp

De Es Schwertberger

Cornelia Simon-Bach

ausgestellt. Alle drei Künstler stehen der Wiener Schule des Phantastischen Realismus nahe.  Die Werke zeigen vom Willen die Wirklichkeit auszuschalten und eine neue, phantastische Realität zu erschaffen. Die Darstellungsweise erweckt den Eindruck des Geheimnisvollen. Die Verschmelzung von realistischen und surrealistischen Formelementen führt auf unterschiedliche Weise bei jedem der Künstler zu raffiniert komponierten Räumlichkeiten und traumhaft-magischen Lichteffekten, manchmal mit bedrohlichem Stimmungsgehalt. 

Otto Rapp (geb. 1944)

1944 in Felixdorf, Niederösterreich, geboren wuchs Otto Rapp in Wien auf. Als Maler war er zunächst Autodidakt, er bewunderte die Werke der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Nach seinem Dienst in der österreichischen Luftwaffe, reiste Otto Rapp durch Europa, schließlich ließ er sich 1965 in Stockholm, Schweden nieder. Drei Jahre später wechselte er nach Lethbridge, Alberta, West-Kanada. 

An der Universität von Lethbridge schloss Otto Rapp sein Studium für Bildende Kunst ab.  Großteils entstand sein Werk in Kanada. Es folgten zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen. Der Höhepunkt war 1994 in der Prairie Art Gallery in Grande Prairie, Alberta, die ihm den Künstlernamen "The Mystic" eintrug.

Im Sommer 2011 kehrte der Künstler zu seinen Wurzeln in Wien zurück. Über die Motive in seinen Werken sagt Otto Rapp: "Das sind universelle Archetypen, die tief im Inneren eines kollektiven Unterbewusstseins zu finden sind; während scheinbar außerirdisch und fremd, sind sie gleichzeitig auch seltsam vertraut. Ich nehme die Betrachter in ein Gebiet, das sie vorher nur in einer anderen Existenz, wie auch in Träumen, betreten haben. Es ist eine 'Methode in diesem Wahnsinn' doch entsteht alles durch Ausschluss von bewusster Führung. Die Arbeit wächst scheinbar von alleine, wie Eisblumen auf einer Fensterscheibe.“ 

De Es Schwertberger (geb. 1942)

De Es (Dieter) Schwertberger ist im Jahr 1942 in Gresten, Niederösterreich als zweiter Sohn einer Lehrerfamilie geboren. Sein Vater fiel im Zweiten Weltkrieg, die Mutter zog die Kinder alleine groß. 

Durch seinen Mentor Ernst Fuchs lernte De Es Schwertberger die Technik der Alten Meister kennen, die als Basis für die weitere Arbeit und Suche nach eigenen Ausdrucksmöglichkeiten des Künstlers dient. Schwertberger stelle die entstandenen Werke zwischen 1968-1972 in der Schweiz aus. Dort lernte er H.R. Giger – Schöpfer des Filmmonsters „Alien“ und Phantast der Abgründe - kennen und stellte mit ihm gemeinsam aus. 

Im Jahr 1973 war Schwertberger Assistent von Ernst Fuchs bei der Sommerakademie in Reichenau. In dieser Zeit sind in seinem Werk hauptsächlich Objekte und Menschen zu sehen, die aus gerissenem Fels und Stein bestehen. Zu seinen Arbeiten sagt Schwertberger: „Der Steinmensch will statt des kurzen Lebens des Fleisches das lange des Steins und identifiziert sich mit Materie. Der Schwere des Steinkörpers will er durch die Entwicklung mentaler Kräfte entgegenwirken. Er sehnt sich nach dem Licht, der Quelle jeglicher Materie.“

1974 übersiedelte der Künstler nach New York. Seine Themenwahl und Malweise hat sich über Jahrzehnte hin ständig verändert. Der Weg führte von einer figurativen Phantastik zu einer fast abstrakten Ausdrucksweise. 

1986 kehrte De Es Schwertberger nach Wien zurück, wo er in seinem Atelier „Sinnreich“ malt und ausstellt. Seit 2015 widmet sich der Künstler erneut dem Thema „Steinuniversum“. Im Infeld Haus der Kultur sind neben dieser Werkgruppe auch Arbeiten aus dem Themenbereich „Seelenlandschaften“ sowie zwei „Planetarier“, große Menschenfiguren umhüllt von Energiemustern und elementaren Raumsystemen, zu sehen. 

Cornelia Simon-Bach (1941-2018)

Cornelia Simon-Bach ist 1941 in Konstanz, Deutschland geboren. Nach der Matura begegnete sie an der Malschule am Bodensee erstmals moderner Kunst und wurde tief berührt von den Zauberwelten von Paul Klee und Mark Chagall. Musik zu hören war ihr immer unentbehrlich, selber spielte sie die Geige. Seit Ende der 60er-Jahre lebte Cornelia Simon-Bach in Wien. 

Den größten Teil ihrer Ausbildung durchlief sie autodidaktisch. Zu malen begann sie inspiriert von der Ursprünglichkeit naiver Malerei. Großen Einfluss übte die Wiener Schule des phantastischen Realismus aus. An altniederländischen Meistern nahm Cornelia Simon-Bach Maß für eine ins Phantastische ausgreifende figurative Malerei, voll tiefer Empfindung für das Mysterium des Seins – überwältigend schön und abgründig zugleich. 

Ihr Lebensgefährte Ernst Steiner schrieb über die Künstlerin: „Ihre Vorstellung von Wahrheit vertrug sich nicht mit Ungefährem und Beiläufigem, weshalb sie wohl ein so erstaunliches Handwerk entwickelte, um ihrem geistigen Anspruch zu entsprechen und zu genügen. In einer zunehmend seelenloseren Welt wird ein so sensibler Mensch, wie es Cornelia Simon-Bach war, leiden müssen. Und diese Melancholie und das Leiden an dieser Welt ist in allen Arbeiten enthalten und spürbar. Aber sie hat mit ihrem Werk eine Gegenkraft entwickelt, die Poesie. Und diese Liebe zur Schöpfung hat etwas Belebendes, Heilsames und Begeisterndes.“

Die Werke von Cornelia Simon-Bach eröffnen dem Betrachter traumartige Welten, allerdings plastisch bis ins feinste Details konkretisiert, mit Ölfarben in gekonnter Lasurtechnik erarbeitet. Es sind meist Landschaften, partiell fabelhaft beleuchtet, mit verschatteten Zonen, Ufern, Urlandschaften. Stillleben, Blumensträuße, auch Tiere im Vordergrund fesseln die Aufmerksamkeit. Figuren treten in Erscheinung, mehrmals das Brustbild einer Frau, zu erahnen als stilisiertes Selbstbildnis. Technische Requisiten und befremdliche Konstruktionen stören und verstören wie manch eingeschleuste Todessymbole. 

Die Werke von Cornelia Simon-Bach verweigern sich einer schlüssigen Deutung, Ernst Fuchs nennt diese „Rätsel-Bilder“ und schreibt: „Auf den ersten Blick ist erkennbar, dass Vieldeutiges zum Ausdruck kommt, das der Interpretation bedarf, wie alles, was aus dem Unbewussten dem Bewusstsein gegenüber tritt, mit der Forderung erkannt zu werden.“