TIERPORTRAITS
Tierdarstellungen von Naiven und Art Brut Künstlern zeigt das Infeld Haus der Kultur in Halbturn. Edle Vögel und Pferde, andere Animalia und der Phantasie entsprungene Exoten träumen, lieben und erzählen erstaunliche Geschichten über die Welt der Tiere und deren herausragende Bedeutung für den Menschen. Alle rund 100 Kunstwerke stammen aus der Sammlung Infeld.
Peter Infeld (1942-2009) erkannte die Größe und die Bedeutung jener, die sich aus der Dunkelheit ihres Unterbewusstseins zum Licht durchdrungen hatten. In den Naiven und Art Brut Werken, die er seit den 70-er Jahren des 20 Jahrhunderts sammelte, entdeckte er die Ursprünglichkeit und die Unschuld des kreativen Geistes. Die Autodidakten stehen außerhalb der akademischen Traditionen und schöpfen aus den reinen, ungetrübten Quellen ihrer Intuition. Die Künstler beziehen Themen, Auswahl der verwendeten Materialien, und zeichnerische Handschrift aus Ihrem eigenen Inneren. Sie malen Tiere und Geschöpfe, die sie am besten kennen und laden den Betrachter ein in den exotischen Tierpark der Kindheit zurückzukehren.
Naive Maler
Die naiven Maler scheinen wie Zauberer zu sein, die in der Lage sind den Betrachter mit Pinselstrichen in ein erträumtes Arkadien zu entführen. In deren Welt sind die Kühe Denker und die Hähne - Liebhaber. Unzählige Kühe grasten auf den Weiden dieser Welt bis die Kroatischen Kühe, gemalt von dem jungen Bauer Ivan Generalic, Eingang im Pantheon der Kunst fanden. Voller Gefühle, mit reinem Herzen und ohne technischen Fähigkeiten schöpfen die naiven Maler aus dem Leben und übertragen es auf ihre Bilder. Anbei sind drei Beispiele:
Die Phantasievögel von Franjo Klopotan, der als Krankenpfleger arbeitete, scheinen aus der Hand des Frühlings direkt in unsere Augen zu fliegen. Klopotan mochte Schmetterlinge und Vögel als Kind, er brachte kranke Tiere mit nach Hause und pflegte diese gesund.
Sava Sekulic, vom Beruf Maurer, schuf eine Welt voller Phantasie und eigener Gesetze. Seine Bilder von seltener Schönheit führen an die Grenze von Realität und Traum. Sein Vater lernte ihm das Alphabet, alles andere erlernte er alleine. „Ich male meist, was ich sehe oder mir einbilde auf feuchten Mauern zu sehen“, sagte Sekulic.
Nach der Volksschule hütete Ilija Bosilj, wie alle Dorfkinder, das Vieh und arbeitete am Feld sein Leben lang. Seine Kompositionen mit Mischgeschöpfen aus Tier und Mensch erinnern an die Zauberbilder der Frühgeschichte.
Art Brut
Zeichnungen amüsant anzusehender Tiere, von den Psychiatriepatienten in Maria Gugging bei Wien geschaffen, ergänzen ganz natürlich die naiven Tierportraits. Anbei sind vier Beispiele von Menschen, die während einer Psychose ausdrucksstarke Arbeiten schufen:
Der taubstumme Franz Kamlander wuchs auf einem Bauernhof auf. Die Gebärdensprache beherrschte er nicht. Um sich zu verständigen, entwickelte er eine eigene einfache Zeichensprache. Kamlander zeichnete Tiere aller Art: rote oder blaue Kühe entsprangen schnell seinem
Stift. Die Farben und Proportionen richten sich nicht nach der Natur, aber die entstandene Abbildung ist trotzdem gut erkennbar.
Mit seinem prägnanten Strich wurde Johann Hauser schnell ein Star unter den Gugginger Künstlern und war auch von Künstlern wie Arnulf Rainer hochgeschätzt. Seine Tierbildnisse sind intensiv: die Farben explodieren auf dem Blatt, seine kräftigen Striche scheinen das Papier durchbohren zu wollen.
Schwungvoll, souverän, sekundenschnell fertigte Fritz Koller seine Blätter. Oft zerstückelte er die Figuren um diese auf dem Blatt aneinanderzureihen oder überzog die Werke mit Stichnetzen.
Oswald Tschirtner, der Theologie studieren wollte, aber stattdessen in den Krieg einrücken musste, ist äußerst sparsam in der Darstellung. Ein Tier, von Tschirtner gezeichnet, kann ein einziger Punkt sein, eine Landschaft - ein einziger Strich über das Papier.