Kroatische Kunst des 20. Jahrhunderts
Das Jahr 2017 gilt als das „Kulturjahr Österreich-Kroatien“. Aus diesem Anlass zeigt das Infeld Kulturzentrum in Dobrinj eine umfassende Ausstellung mit Werken von Schlüsselfiguren der kroatischen Kunst des 20. Jahrhunderts.
Erster davon ist der herausragende Vertreter des kroatischen Jugendstils Vlaho Bukovac (1855-1922). Er war Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Prag, galt als Malerfürst und Kosmopolit. Bukovac hinterließ 400 Portraits sowie 150 Gemälde. Lebendig, zugleich zart und zerbrechlich wirken seine zwei Figuren im Gemälde „Ein Ehepaar beim Kaffee im Wintergarten“, welches in Dobrinj zu sehen ist.
Stille, berührende Bilder liefert Zoran Antonio Music (1909-2005). Sein bewegtes Leben ist ein Stück Zeitgeschichte: in Österreich-Ungarn geboren, wurde er 1944 ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Die Malerei von Music ist anfänglich von den Kindheitserinnerungen geprägt. Ein Beispiel ist das ausgestellte Gemälde „Zwei sitzende Knaben“. Nach dem 2. Weltkrieg schafft der Künstler in erster Linie abstrahierte poetische Landschaften, die durch einen reduzierten Farbeinsatz gekennzeichnet sind. „Meine Bilder entstehen aus mir selbst, aus der Erinnerung. Was in mir steckt, muss ich verarbeiten. Was ich erlebt habe, muss im Inneren reifen. Dann kommt es langsam heraus“, sagte Music.
Eine Demokratisierung der Kunst strebte Krsto Hegedusic (1901-1975) an. Er war Vertreter der Gruppe „Erde“ und Professor an der Kunstakademie in Zagreb. Unabhängig von den aktuellen Stillrichtungen wollte er eine Kunst, die das soziale Milieu aus der diese kommt, widerspiegelt. In den 30-er Jahren startete er die Hlebiner Schule der Naiven und zeigte den jungen Bauern wie Ivan Generalic und Franjo Mraz wie man malt, ohne sie zu beeinflussen. In Dobrinj werden neben Werken aus den 30-er und 40- er Jahren mit Motiven aus Hlebine auch Gefängniszeichnungen von Hegedusic gezeigt. Diese entstanden zwischen 1931-1941 als der Künstler in Koprivnica, dann in Zagreb und zuletzt im Konzentrationslager Gospic wegen Taten gegen den Staat wochenlang eingesperrt wurde. Es entstanden dutzende Zeichnungen, dank denen Hegedusic den Gefangenenalltag leichter bewältigte.
Werke vom Maler, Grafiker und Bühnenbildner Edo Murtic (1921-2005) wurden bereits 1999 in Dobrinj ausgestellt. Damals schrieb Peter Infeld: „die Kunst und die Freundschaft werden für immer überleben“. Als Vertreter der Moderne und Romantiker in seiner Arbeit malte Murtic sehr intensiv. Mit der Kraft, der Frische und der Einzigartigkeit seines Pinselstrichs erzählt er in seinem Werk Geschichten über das kroatische Inselparadies. Der Künstler liebte es, mit dem Boot auf der Adria zu sein, die Gott mit besonderer Liebe geschaffen hat. Er gab das Erlebte, nicht das Gesehene wieder. Die Farbe in seiner Malerei ersetzt nicht die Natur, sie ist die Natur selber. Den „Mediterranen Garten“, das großformatige Werk ist in Dobrinj ausgestellt, schuf er für Peter Infeld.
Als malender Nostalgiker kreierte Vasilije Jordan (1934) eine in sich geschlossene, selbständige bildnerische Welt. Er betrachtet Szenen und Gestalten von früher, um zu nehmen was er zum Bau seiner Welt braucht und führt Regie in seinen Visionen. Daraus entstanden ist ein spezifischer Surrealismus. Jordan ist ein authentischer Lyriker visueller Erinnerungen: er findet Nahrung für seine Arbeit in der Zauberwelt alter Photographien von der Jahrhundertwende, präsentiert diese in der Gegenwart und erinnert den Betrachter an die Unabwendbarkeit der Vergänglichkeit der Zeit.
Mit der Insel Krk ist das Werk von Oton Gliha (1914-1999) eng verbunden. Während seines Studiums an der Kunstakademie in Zagreb lernte er die Malerin Mila Kumbatovic kennen und heiratete sie. In Omisalj, dem Geburtsort seiner Frau auf der Insel Krk, erregten die Gromacas seine Aufmerksamkeit, beeinflussten bald sein Leben und Schaffen.
Peter Infeld stellte im Jahr 2000 Werke von Gliha in Dobrinj aus und schrieb: „Ich war sofort fasziniert von den abstrakten aber gleichzeitig einer mystischen Geometrik nachgehenden Formen. Diese locker aufgeschichteten, steinernen Grenzen hatten für mich eine archaische Ausstrahlung, nicht zufällig zu Feldern angeordnet, sondern wie ein einer seltsamen Geometrie folgendes Spinnennetz, welches sich, wie von einer unsichtbaren Hand geführt, über die ganze Insel zieht.“
Gliha malt die Gromacas als Herz der Landschaft von Krk aus der Vogelperspektive betrachtet. Für ihn ähneln die kleinen mediterranen Felder und Wiesen, umgeben von niedrigen Steinmauern, den Zeichen der Glagoliza. Die Slawische Schrift, entstanden Mitte des 9. Jahrhunderts, wurde in Kroatien bis ins 19. Jahrhundert verwendet. In seiner intensiven Erlebensfähigkeit spürte Gliha in den Gromacas denselben kreativen Geist wie in der glagolischen Schrift.