Florentina Pakosta
Das Infeld Haus der Kultur in Halbturn zeigt eine Personale der vielseitigen österreichischen Künstlerin Florentina Pakosta. In ihrer Arbeit reagiert sie auf akuten gesellschaftlichen Themen. Zu Beginn ihres Schaffens zeichnet sie die männliche Physiognomie und Körpersprache der Macht um auf die Diskriminierung der Frau aufmerksam zu machen.
Vor 30 Jahren, als Reaktion auf den Fall des Eisernen Vorhangs widmet sich Florentina Pakosta verstärkt der Malerei und schafft bis heute die so genannten Trikoloren Bilder. Diesen Arbeiten, die von der Ambivalenz der Strukturen Netzwerk und Gitter handeln, widmet sich die Ausstellung im Infeld Haus der Kultur.
„Plötzlich und unerwartet veränderte sich 1989 die politische und somit auch die soziale Landschaft Europas. Unmögliches wurde wahr: Ein neues, bisher unbekanntes Lebensgefühl setzte sich durch. Neue Freuden, neue Hoffnungen und neue Gefahren und Ängste wurden wahrnehmbar – Höhenflug und Sturzflug zugleich. Nach und nach habe ich gemerkt, dass die bisher vertraute Form meiner Bilder und Zeichnungen kaum ausreichte, die neuen emotionalen Strukturen zu vermitteln, daher bemühte ich mich um Farben und Formen, die sich mit meinem neuen Daseinsgefühl deckten – ich strebte eine Symbolik an, die für die Freiheit neuer Gedanken steht.“, schreibt Florentina Pakosta.
Schrill, farbig, aggressiv, wie Blitze, durchqueren die Balken ihre Arbeiten. Wenn diese Balken aufeinandertreffen, entsteht der Eindruck einer räumlichen Staffelung von „über“ und „unter“. In diesem Spiel zwischen Raum und Fläche erscheinen die Balken einerseits in einer gleichen Hierarchie-Ebene, andererseits erkennt man unterschiedliche Ebenen. Es ist ein eindrucksvolles Bild der gesellschaftlichen Wirklichkeiten. Je nach Blickwinkel werden unterschiedliche Wahrheiten über die Hierarchien unserer Beziehungsgeflechte sichtbar.
Dies gilt auch für die digitalen Netzwerke, die sich als hierarchiefreie, offene Zone ausgeben aber Macht- und Unternehmensinteressen dahinter verbergen.
Die Arbeiten von Florentina Pakosta erinnern uns, dass menschliche Beziehungen im digitalen Zeitalter das Gesicht verloren haben und sich als maschinell perfektionierte Netzwerke vom Menschen emanzipiert haben.
Florentina Pakosta Biographie
1933 geboren in Wien, studierte Malerei und Grafik an der Akademie der bildenden Künste in Prag, an der Akademie der bildenden Künste in Wien und an der École des Beaux Arts in Paris.
Seit 1971 Mitglied der Wiener Secession, 1984 und 2003 Personalausstellungen in der Albertina Wien, 2011 Retrospektive im Leopold Museum Wien, 2018 Retrospektive in der Albertina Wien und im Sprengel Museum Hannover. Seit 1975 veröffentlicht sie eigene Texte.
Zitate Florentina Pakosta
Aus „Vorsicht Mensch“ (Verlag Bibliothek der Provinz, 2018)
„Die Kunst, die wir kennen, entstammt einer Männergesellschaft, der Frauen nur selten und erst seit Kurzem beitreten dürften. Sie ist einseitig geprägt, geistig inzestuös und befangen.“
„Kunst ist unter anderem eine Illusion, die uns lehrt, die Realität deutlicher zu sehen.“
„Aus mit den gemütlichen, einschmeichelnden schönen Farben! Jede Farbe soll ein gefährliches Gift sein!“
„Ich bin ein visuell reagierender Mensch, ich will meine Gedanken sehen. Deswegen male ich.“
„Ein Bild, das niemand gesehen hat, existiert nicht.“