COLOURS
Die Malerei gibt die Möglichkeit Geistiges zu materialisieren und auf optische Weise Gedanken zu verwirklichen. So stellt jedes Bild einen Farbgedanken dar. Zunächst war der Farbgedanke gegenständlich. Anfang des 20. Jahrhunderts entfernte sich die Malerei von der sichtbaren Wirklichkeit, das Ziel war beim Betrachten eines Bildes völlig zu vergessen, was es darstelle. Der Farbe und der Form wurde weitgehende Autonomie von Gegenständlichem zugestanden.
Dieser enormen Wirkung der Farben widmet sich die Ausstellung „Colours“. Die Werke dreier zeitgenössischer Künstler aus Serbien und Kroatien: Jelena Đurić, Claudio Frank und Duško Šibl treten in Dialog mit Arbeiten von österreichischen Malermeistern Hans Staudacher, Peter Pongratz, Christian Ludwig Attersee, Joachim Luetke und Kurt Kramer.
Menschen verwendeten Farbe bereits vor 40.000 Jahren und mischten für Höhlenmalereien gemahlene Erde und Mineralien mit Pflanzensäften oder tierischem Fett. Im Laufe der Zeit wurden natürliche Farbstoffe pflanzlichen, mineralischen oder tierischen Ursprungs entdeckt.
Die Herstellung blieb aufwendig, Farben waren einem kleinen Personenkreis vorbehalten. Einer der wertvollsten Farbstoffe war Purpur. Um ein Kleidungsstück zu färben, benötigte man das Sekret von 10.000 Purpurschnecken. Gewänder in Purpurrot leisteten sich Herrscher und kirchliche Oberhäupter. Die Farbe blieb ein Statussymbol für Macht, Reichtum und Würde.
Kostbar wie Purpur war Safrangelb. In China durften der Kaiser und buddhistische Mönche den Farbton tragen. Er wurde aus Safran gewonnen, ein im Herbst blühendes Krokusgewächs. Für 100 Gramm wurden die Fäden von 8000 Blüten gebraucht.
Für die Farbe Blau, die in vielen Kulturen für die Göttlichkeit steht, nutzte man das Gestein Lapislazuli. Ab dem 15. Jahrhundert kam der Farbstoff Indigo aus Indien nach Europa, der aus der Indigopflanze gewonnen wurde. Noch heute werden Bluejeans damit gefärbt.
Seit dem 18. Jahrhundert stellen Menschen Farbstoffe künstlich her. Dadurch hat sich die Anzahl der verfügbaren Farben erhöht, die Haltbarkeit synthetischer Farben stieg und die Herstellung wurde kostengünstiger.
Die Bedeutung der Farben kann innerhalb von Kulturen, Religionen oder von Epoche zu Epoche abweichend sein. In der Malerei werden Symbolfarben entsprechend den allgemeinen Vorstellungen verwendet.
Jelena Đurić (1978, Serbien) absolvierte die Akademie der Künste in Novi Sad. Das Bedürfnis die eigene Natur und die Natur des Bildes zu erkunden, nährt ihre Kreativität. Ihre Werke pulsieren durch die Farbwirkung, die Schwingungen der Linien, die Struktur der Oberfläche. Das Bild bleibt kein statischer Speicher des Denkens, es wird zu einem lebenden Organismus. Der Text erscheint als Aneinanderreihung von Buchstaben und repräsentiert die Überreste der Kommunikation, die Schrift verliert ihren primären Zweck und wird zu einer Zeichnung.
Claudio Frank (1940, Kroatien) schloss eine Musikschule in Zagreb ab und spielte Geige in Orchestern in Rijeka und Zagreb, sowie an der Oper in Triest und in Palma de Mallorca. Er studierte an der Akademie der bildenden Künste Brera in Mailand. Ab 1979 ist er hauptsächlich als Maler tätig und pendelt stets zwischen abstrakter und gegenständlicher Malerei. Expressiv, mit eindrücklichen Farbkompositionen, Spontanität und Emotion vermittelt er seine Wahrnehmung der mediterranen Umgebung. Seine auf markante Formen reduzierte Motive schaffen es den Betrachter emotional zu bewegen und anzusprechen.
Duško Šibl (1951, Kroatien) studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Zagreb. Es folgten ein Malereistudium an der Byam Shaw School of Art und ein postgraduales Studium am Royal College of Art in London, das er 1986 abschloss. Seine Faszination gilt dem menschlichen Körper in Bewegung. Energiegeladen und farbenfroh tanzen seine Figuren durch Raum und Zeit und verführen den Betrachter, mehr zu fühlen als zu sehen. Es entsteht der Eindruck auf der Leinwand ist etwas Lebendiges, die Mischung aus Farben und Bewegung vibriert und visualisiert eindrucksvoll Musik und Tanz.