ART & SOUND
Geschaffen von Laien und beeindruckend qualitativ erstrecken sich die Kunstwerke der Ausstellung „Art & Sound“ über eine Spanne von mehreren Jahrhunderten. Die Objekte folgen einem vordefinierten ikonographischen Muster und sind mit Symbolik beladen ohne primär ein kreativer Ausdruck des Malers zu sein. Sie stillen den Durst des Betrachters nach dem Unbekannten.
Ein herausragendes Beispiel sind die tibetischen Rollbilder religiösen Inhaltes (sog. Thangkas). Auf Leinen oder Seide gemalt, spannt sich thematisch der Bogen von Ikonen historischer Persönlichkeiten über das Pantheon des tibetischen Buddhismus bis hin zu komplexen religiös-philosophischen Verbildlichungen.
Betrachtet werden diese Werke als ein wertvolles Fenster, durch das man in eine erleuchtete Dimension blicken kann. Der historische Buddha wies einen Weg für einen Umgang mit der Unvollkommenheit und Leidhaftigkeit menschlicher Existenz. Seine Erkenntnisse wurden in Form seiner Lehre weitergegeben, um sie zuerst zu prüfen und dann für sich selbst anzuwenden.
Im tibetischen Buddhismus stellen Mensch und Natur keine getrennten Prinzipien dar. Ständig findet ein Austausch zwischen der menschlichen Sphäre und der der Götter und Geistwesen statt. Diese magische Verflechtung spiegelt sich in den Meditationsbildern wider.
Doch nicht etwa die Pigmente, die stimmige Farbgebung oder die besonders feine Malweise bestimmen den Wert dieser Malerei, sondern ihre sakrale Wirkkraft. Ein tibetisches Bild gewinnt erst durch eine komplizierte Weihezeremonie an Leben. Erst durch die Weihung nimmt die darauf dargestellte Gottheit ihren Sitz in ihm ein und "beseelt" es.
„Die Malerei ist kein ästhetisches Unterfangen, sie ist eine Form der Magie“, meinte auch Pablo Picasso. Europäische Künstler sind zu Beginn des XX. Jahrhunderts auf die außereuropäische Kunst aufmerksam geworden und haben die Formensprache der Stammeskunst von Afrika und Ozeanien schätzen gelernt. Es ist eine Ästhetik, die schlicht, ausdrucksstark und vom Kanon der abendländischen Kunst unabhängig ist. Die Stammeskunst gilt als kraftlos, wie eine leere Leinwand, bis sie von Priestern oder Schamanen spirituell aufgeladen wird. Voll Zauberkraft ist diese Kunst ein Medium zur Darstellung und Übermittlung von Inhalten, ein Vermittler zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Klammert man bei den ausgestellten Objekten die Tradition und das Vorwissen aus, wird in erster Linie das westlich geprägte ästhetische Erleben angesprochen. Wichtig bleibt die Ursprünglichkeit – eine nicht durch Moden des XX. Jahrhunderts beeinflusste Arbeit, die der rezeptiven Entwicklung der westlichen Kultur bedarf, um als Kunst anerkannt zu werden.
Weitere Akzente der Ausstellung sind Ethno-Instrumente wie die Kora, eine Harfe aus Westafrika, und die Damyan, eine Halslaute aus dem Himalaya-Raum, entstanden durch den musikalischen Austausch zwischen Ost und West. Mehrere Ethno-Instrumente wie die Oud, eine Kurzhalslaute aus dem Vorderen Orient, sowie die traditionellen chinesischen Instrumente Pipa und Erhu sind mit Thomastik-Infeld Saiten bespannt.