ARCHITEKTURPORTRAITS
Mit der Ausstellung „Architekturportraits“ feiert Infeld Haus der Kultur in Halbturn sein 25-jähriges Bestehen. Der Wiener Saitenproduzent Peter Infeld (1942-2009) verwandelte im Jahr 2000 das Jägerhaus des Schlosses Halbturn zum Treffpunkt internationaler und heimischer Künstler und Musiker. Im Rahmen dieses Vierteljahrhunderts fanden im Infeld Haus der Kultur fast 100 Ausstellungen und 100 Konzerte bei freiem Eintritt statt.
Einen wesentlichen Teil der kulturellen Identität einer Gesellschaft stellen die unterschiedlichen Bauwerke, die die Menschen im Alltag umgeben, dar. Bereits in frühesten Gemälden wurde die Abbildung von Architektur genutzt, um dem Werk eine Tiefe zu verleihen. Die Architektur galt als Kulisse und Ergänzung. Durch ungewöhnliche Perspektiven oder Lichteinfälle konnte der Betrachter altbekannte Motive neu erleben. Ab dem 16. Jahrhundert entfaltete sich die Architekturmalerei als eigenständige Form der westlichen Kunst.
Mehrere beeindruckende Darstellungen von Bauwerken vereint die Ausstellung „Architekturportraits“. Der Bogen wird von zeitgenössischen österreichischen Künstlern bis zu Art Brut gespannt, die Präsentation gibt die Vielfalt der Sammlung Infeld wieder.
Farbintensiv und detailverliebt sind die prächtigen Venezianischen Palazzi in den Werken von Karl Goldammer. Seine aufwendig inszenierte Wiedergabe dieser Architekturdenkmäler löst Sehnsüchte aus, die den Betrachter das verlorene Paradies erahnen lassen. Die Bewohner sind abwesend, hinterließen aber Ihre zahlreichen Statussymbole und Zeichen einer einst gewesenen Seemacht. Ganz persönliche Sichten auf die Serenissima zeigen Hans Staudacher und Anton Lehmden. Im ständigen Wechsel und Wandel erscheinen die Bauwerke einerseits statisch - andererseits reizten diese durch die Konfrontation neuer Blickwinkel.
Ein Meister der Ästhetik der menschenleeren Räume ist Eduard Angeli, melancholisch und atmosphärisch dicht, nehmen seine Arbeiten den Betrachter durch die frappierende Kälte in Beschlag. Witzig und humorvoll hingegen wirken die Wohnanlagen von Walter Schmögner. Gleichzeitig erscheinen diese rätselhaft, geheimnisvoll und statisch besonders herausfordernd.
Anhand schwarz-weißer Ansichtskarten entstanden die farbintensiven Bauwerke von Emerik Fejes. Statt Pinsel benutzte er Zündhölzer und ging seinem Wunsch nach, die Welt schöner und bunter zu machen. Das Erscheinungsbild und die Farbgebung ordnete er der Fantasie unter. Die perspektivische Detailtreue war weniger wichtig als die architektonische Vielfalt.
Die Ausstellung „Architekturportraits“ dokumentiert Bauwerke vielfältig: von poetisch (Anton Lehmden), schwärmend (Hans Staudacher), phantasiereich (Drago Jurak) bis besonders nüchtern (Oswald Tschirtner).